Der NABU Herford wird immer wieder von Bürgern auf erfolgte Gehölzschnittmaßnahmen entlang von Straßen angesprochen. Wir versuchen dann zu erklären, dass es wichtig ist diese Bestände von Zeit zu Zeit zu pflegen.
Leider müssen wir feststellen, dass die Pflege oft nicht fachgerecht durchgeführt wird.
Wie schon in vorherigen Jahren ist uns besonders die Arbeit von Straßen NRW entlang von Landstraßen aufgefallen. Trotz eines umfassenden Pflegekonzepts und zahlreichen Fachleuten in den eigenen Reihen wird ein Teil des Straßenbegleitgrüns immer noch nicht nach den Vorgaben gepflegt. Aus den Kommunen Bünde und Rödinghausen sind uns diese negativen Beispiele aus der gerade zu Ende gegangenen Pflegesaison besonders aufgefallen:
1. Oberbauerschafter Straße L876 : Es wurden 350 m Böschungsbepflanzung bis auf wenige Bäume durchgängig auf den Stock gesetzt. Laut Vorgaben sollte nach rund 50 Metern Rückschnitt jeweils wieder ein Abschnitt stehen bleiben, der dann in den Folgejahren auf den Stock gesetzt wird.
2. Hansastraße (Landstraße zwischen Bünde und Rödinghausen): Hier wurden mehrere Abschnitte auf den Stock gesetzt. Auch hier waren alle zurückgeschnittenen Abschnitte um ein vielfaches länger als 50 Meter.
3. Südlenger Straße L546 : Bei einer erst wenige Jahre alten Hecke neben einem Fuß-/Radweg sollte das Lichtraumprofil hergestellt werden. Es wurde am 2.3. mit einem Schneidegerät vom Unimog aus gearbeitet. Es wurden nicht nur die Spitzen beschnitten, sondern auch stärkere Äste. Junge Bäume wurden am Stamm beschädigt. Ein junger Baum wurde geköpft. Das Ergebnis bot einen erschreckenden Anblick. Mit dem eingesetzten Schneidegerät lässt sich nur der halbjährliche Zuwachs (dünne Zweige) sauber schneiden. Fachgerecht wäre es gewesen, einzelne Abschnitte auf den Stock zu setzen und die jungen und erhaltenswerten Bäume freizustellen.
Wir vom NABU Herford sind enttäuscht und verärgert, dass es Straßen NRW trotz genauer Richtlinien und Fachpersonal nicht schafft Gehölze fachgerecht zu pflegen. Für den NABU Herford ist es an der Zeit, dass die Aufsichtsbehörden endlich auf eine korrekte Umsetzung und die entsprechenden Schulungen aller Mitarbeiter bei Straßen NRW drängen.
Es ist traurig, dass es in einer so reichen Kommune wie Rödinghausen kein Geld für Naturschutz fördernde Konzepte gibt.
Statt dessen werden in der gesamten Gemeinde die Hecken und Wegeränder ohne naturschutzfachlichen Plan "bewirtschaftet",
denn für Hauruck-Aktionen mit großen Maschinen stehen umfangreiche finanzielle Mittel zur Verfügung. Jetzt traf es eine ökologisch wertvolle Hecke an der Horstfelder Straße in Ostkilver. Der Gehölzbestand wurde auf einer Länge von 450 Metern bis auf einige hochstämmige Kirschen und Eichen vollständig auf den Stock gesetzt. An verschiedenen Hochstämmen, die erhalten geblieben sind, wurden ohne zwingende Notwendigkeit große Äste entfernt. Es sind Schnittflächen entstanden, die mehr als 20 cm Durchmesser haben. Die Folge dieser Arbeiten werden weitere Einfaulungen und Schädigungen dieser Bäume sein. Viele gefällte Bäume, wie Ebereschen, werden nicht wieder austreiben. Sie sind zerstört.
Dabei kann es die Gemeinde besser. In den letzten Jahren ist die Pflege der Gehölze durch den Bauhof der Gemeinde Rödinghausen abschnittsweise erfolgt.
Warum nicht auch dieses Mal?
Bereits 2009 haben sich die Naturschutzverbände wegen einer vergleichbaren unsachgemäßen Pflegemaßnahme an der Straße „Am Mühlenkamp“ an die Gemeinde gewandt. Es ist für uns unverständlich, weshalb hier erneut die Grundsätze einer fachlich und ökologisch richtigen Heckenpflege missachtet wurden.
Wie soll das in Zukunft weitergehen?
Die Schaffung, der Erhalt und die Pflege des Lebensraums Hecke sind den NABU Rödinghausen besonders wichtig.
Das Wort "Hecke" geht auf "Heg" zurück, was soviel wie "Einzäunung mit Sträuchern" bedeutet. Meist sind Hecken von Menschen geschaffen und nur selten durch Samenanflug an Wegerändern, Feldrändern, Böschungen oder Hohlwegen entstanden.
Früher hatten Hecken vielfältigen Nutzen. Sie grenzten Äcker von den Weiden ab und schützten sie vor Abtrag von Boden durch Wind und Wasser. Das Brennholz aus Hecken war begehrt. Blüter, Blätter und Früchte der Sträucher wurden als Heilmittel genutzt. Blätter waren Einstreu für das Vieh. Heute werden Hecken kaum noch genutzt.
Dabei ist ihr Wert für Boden, Wasser und Luft unbestritten. Dem Waldrand ähnlich sind Hecken stockwerkartig und strukturreich aufgebaut. Wer einmal den Kopf in eine naturnahe artenreiche Hecke gesteckt hat, kann entdecken, dass sich dort eine enorme Vielzahl unterschiedlicher Lebensräume und Lebensbedingungen befinden. In Hecken können allein 44 Baumarten und 100 Straucharten vorkommen. Es gibt Verstecke, Ansitze, Bruträume, Rückzugsorte, Überwinterungsquartiere, Singwarten und Nahrung in Hülle und Fülle.
Übertriebenes Ordnungsdenken und die Flurbereinigung in der Landwirtschaft haben dafür gesorgt, dass in der freien Landschaft und in Siedlungen sehr viele Hecken verschwunden sind. Dieser Verarmung der Landschaft wollten die Aktiven der NABU-Gruppe schon vor über 20 Jahren etwas entgegen setzen. Über 2.000 m Hecken wurden bis heute auf Grundstücken engagierter Privatleute vom NABU in Rödinghausen angelegt!
Hecken können überaltern. Etwa alle 8-15 Jahre müssen die Wildsträucher abschnittsweise eine Handbreit über dem Boden abgesägt werden. So "auf den Stock gesetzt", können sie von unten erneut durchtreiben und die Hecke wird wieder dicht.
Merke: "Unten dicht, oben licht", ist das Leitmotiv der richtigen Heckenpflege.
Der Neuntöter oder Rotrückenwürger bevorzugt eine halboffene Landschaft mit einem Mix aus extensiven Weiden und Wiesen, Brachen sowie Hecken und Gehölzstrukturen. Hier findet er eine große Auswahl an Insekten. Seine Brutplätze sucht er in dichten, gern auch dornigen Hecken. Als Ansitz und zur Revierbeobachtung sind nicht zu dichte, mittelhohe Sträucher und Strauchgruppen mit hohem Anteil an Schlehe, Weißdorn und Rose geeignet.
Die zunehmend ausgeräumte Agrarlandschaft hat in den letzten Jahren für den Neuntöter zu großen Bestandsverlusten geführt. Die Landschaft in Bieren südlich des Wiehengebirges bietet die Voraussetzungen für
die Entwicklung eines optimalen Lebensraumes für den Neuntöter. Nachdem es einzelne Beobachtungen vom Neuntöter gegeben hat, haben NABU- und BUND-Aktive 2011 und 2012 mit Anpflanzungen, und dank der Unterstützung der Gemeinde auch mit der fachgerechten Pflege von Hecken, weitere Grundlagen für den Lebensraum des selten gewordenen Heckenbrüters geschaffen.
Die Kopfweiden sind aus unserer Kulturlandschaft nicht wegzudenken. Die Weide steht am Anfang einer langen Nahrungskette. Unzählige Insekten, Vögel und Säugetiere leben an oder von der Weide, ihren Blüten, den Blättern und dem Holz. Früher wurden die Weiden "geköpft" und die Zweige zum Flechten genutzt. Heute übernehmen oftmals Naturschützer die Arbeit der Kopfweidenpflege, denn nur durch einen regelmäßige Schnitt bleiben die Bäume langristig erhalten. In der Gemeinde Rödinghausen hat der NABU einen Teil der ca. 900 Kopfweiden verschiedenen Alters betreut. Viele Weidenstecklinge wurden von uns in den letzten 20 Jahren gesetzt, zahlreiche Arbeitseinsätze durchgeführt bei denen Bäume gschnitten und das Holz aufgeschichtet wurde.
Die Kopfweiden dienen als Materiallieferant für zahlreiche nützliche und dekorative Gegenstände in Haus und Garten. Der NABU hat bereits mehrere Weidenflechtkurse in den letzten Jahren angeboten. Unter fachkundiger Anleitung wurden dabei u.a. Blumensegel und Rankhilfen aus den biegsamen Hölzern hergestellt.
Termine zum Kopfweidenschnitt oder zum Weidenflechten finden Sie im NABU Programm.