NABU übergibt offenen Brief an Politik und Verwaltung

Am 20.2.24 haben 18 NABU-Aktive im Ratssaal vor der Sitzung des Klima- und Umweltausschusses der Stadt einen offenen Brief an den Vorsitzenden übergeben. Auch Bürgermeisterin und die Ratsmitglieder haben ihn erhalten.

Mit diesen Worten hat Friedhelm Diebrok, Vorsitzender des NABU Herford, den offenen Brief an Martin Schuster übergeben:

 

"Sehr geehrter Herr Schuster, sehr geehrte Damen und Herren,

es ist ja kein Geheimnis, dass die Grünfläche am Feldmarkfriedhof eventuell bebaut werden soll. Das Ob und das Wie sind noch längst nicht entschieden. Wir vom NABU haben uns zusammen mit vielen Bürgerinnen und Bürgern schon vor Jahren für den Erhalt dieser Grünfläche und ihrer Bäume eingesetzt.

 

In Zeiten eines Klimawandels, der unsere Lebensgrundlagen verschlechtert und eines Rückgangs vieler Tier-  und Pflanzenarten, ist es für uns weiterhin nicht hinnehmbar, dass dort ein Großteil von 240 Bäumen, 40 davon durch die Bünder Baumschutzsatzung geschützt, gefällt werden sollen. Es wäre ein schlechtes Beispiel für den Umwelt-, Natur- und Klimaschutz hier in unserer Stadt.

 

Sie haben sich als Vertreterinnen und -vertreter der Bünder Bürger wählen lassen und wollen sich als Mitglieder dieses Ausschusses für Natur und Klima einsetzen. Deshalb möchten wir Sie bitten, sich für den Erhalt der Grünfläche einzusetzen und die Forderungen des NABU zu unterstützen, hier auf eine Bebauung zu verzichten.

 

Wir möchten nicht nur der Bürgermeisterin, sondern jedem von Ihnen unseren "offenen Brief" übergeben, in dem unsere Forderungen begründet werden. 

 

Ich bedanke mich bei Herrn Schuster und Ihnen, dass wir diese kleine Aktion hier durchführen konnten.

Wir vom NABU werden auch weiterhin mit anderen Aktionen den großen Wert der Grünfläche bekannt machen. Dankeschön!"

 

NABU Herford: Offener Brief mit Forderungen zur Zukunft der Grünfläche am Feldmarkfriedhof

Frau Bürgermeisterin Rutenkröger
Herrn Schuster, Vorsitzender UKA
Damen und Herren Ratsmitglieder

Bünde, 20.02.2024

Sehr geehrte Damen und Herren,
wir fordern hiermit, dass die Grünfläche am Feldmarkfriedhof dauerhaft unbebaut bleibt!

Sie ist weder Brachfläche, noch baureifes „Grundstück“, sondern ökologisch wertvoll und unbedingt erhaltenswert.

Die Fakten zur Grünfläche:

•    9.000 qm parkähnlich angelegt
•    40 Bäume, die unter die Bünder Baumschutzsatzung fallen!
•    über 200 weitere Bäume
•    über 100 m mehrreihige, freiwachsende, straßenabschirmende, viele Jahrzehnte alte Hecke mit vorwiegend 

      heimischen Gehölzen
•    über 3.000 m² Wildblumenrasen
•    Lebensraum für Singvögel und vieler anderer Tierarten

Unser offener Brief macht klar,

-    dass die Stadt Bünde es sich nicht leisten kann, die vorhandenen gesunden Bäume und ihre Grünflächen durch  

     Bebauung zu zerstören,
-    dass Grünflächen für die Klimaanpassung von entscheidender Bedeutung sind und
-    sollte der Rat der Stadt Bünde entscheiden die Grünanlage zu bebauen, würde er gegen sein eigenes

     Klimaschutzkonzept (IKSK), einstimmig im Dezember 2021 beschlossen, verstoßen. 

Bünde scheint grün zu sein. Aber ist das wirklich so? Unter 1 % der Fläche Bündes sind begrünte Parkanlagen, Spielplätze oder andere für jedermann zur Erholung zugängliche, öffentliche Grundstücke. Dem gegenüber nehmen fast 40 % Siedlung und Verkehr ein! Tendenz weiter steigend! Der Waldanteil ist mit 5 % der niedrigste im Kreis Herford, der der waldärmste Kreis in NRW ist! In den privaten Gärten in Bünde werden aus verschiedenen Gründen immer weniger Bäume gepflanzt. Ältere gewachsene, innerstädtische Gartenanlagen mit alten Bäumen, Sträuchern, Beeten und Rasen werden bebaut. Für diese Bäume und Grünräume wird kein entsprechender Ersatz geschaffen.

Bündes öffentliche Grünflächen sind von entscheidender Bedeutung, denn sie sind u. a. in der Lage

- große Mengen des Niederschlages aufzunehmen - Pflanzen und Bäume damit zu versorgen und als Grundwasser  

   zu speichern,
- die immer häufiger auftretenden Starkregen- und Hitzeereignisse abzumildern.
- Sie dienen als Lebensraum für Pflanzen und Tiere und können damit dem Artensterben entgegenwirken.
- Sie filtern die Luft und sorgen für Kühlung und Sauerstoff.
- Sie bieten einen Ort der Erholung für Menschen – vor allem derer ohne eigenen Garten.

Schon jetzt zeigt die Klimakarte: Auch die Umgebung des Feldmarkfriedhofs heizt sich in heißen
Sommern ungünstig thermisch auf.

Bäume und begrünte parkähnliche Flächen sind dringend erforderlich. Sie spenden Schatten, kühlen Wohngebiete herunter und schützen vor Überhitzung. Eine weitere Bebauung und Versiegelung mit Beton und Asphalt verstärkt den Hitzestau und gefährdet somit die Gesundheit, insbesondere älterer Menschen.

Nicht zu vernachlässigen ist auch der Aspekt der Rückhaltung von Starkregen auf öffentlichen Grünflächen, denn Privateigentümer können weder dazu verpflichtet werden in großer Zahl Bäume auf ihren Grundstücken zu pflanzen, noch in größerem Umfang Regenrückhalt zu ermöglichen. Herr Dipl. Ing. Böke-Hasselmeier (KBB) hat am 14.11.2023 in der Sitzung des Umwelt- und Klimaausschusses die Situation sehr eindringlich dargestellt (nachzulesen in der Anlage zur Niederschrift der UKA-Sitzung). Seine Aussage, was zur Abminderung der Folgen aus Starkregen zu tun ist, lautete:

„Grün, wo immer es geht! Versiegelung vermeiden – entsiegeln!“
Kommen Sie dieser dringenden Aufforderung nach!

Verehrte Frau Rutenkröger, im Vorwort des bereits erwähnten IKSK schreiben Sie:

„Klimaschutz ist ein Thema, das alle angeht: Trockene und heiße Sommer, niederschlagsreiche Winter und Extremwetterereignisse werden das Klima auch hier in Bünde deutlich verändern. Die Überschwemmungen im letzten Jahr haben uns das bereits drastisch vor Augen geführt. Den Kommunen kommt dabei eine wichtige Vorbild- und Leitfunktion zu, denn Entscheidungen auf höherer Ebene sind ohne engagierte Basis nicht umsetzbar.“

Stadt und Politik müssen hier mit gutem Beispiel voran gehen, und konsequent ihre wenigen öffentlichen Grünflächen erhalten und erweitern.

So wie es im Klimaschutzkonzept steht:

„Grüne Infrastruktur wirkt sich positiv auf das Mikroklima aus und trägt damit auch zur Verbesserung der Aufenthalts- und Lebensqualität in Bünde bei. Daher gilt es, auf städtischen Flächen, in Parkanlagen, entlang von Straßen etc. die grüne Infrastruktur zu erhalten und weiter auszubauen. Zudem soll der Erhalt der positiven Klimawirkung von Stadtbäumen und weiterer Begrünung insbesondere auch während sommerlicher Trockenperioden und anderen Extremwetterereignissen wie Sturm und Starkregen gewährleistet werden“. (Klimaschutzkonzept der Stadt Bünde, Handlungsfeld 6.3.6, S. 143)

Wichtig zu erwähnen ist, dass sich auch die Bürger*innen für den Erhalt der öffentlichen Grünflächen in Bünde klar positioniert haben. Im öffentlichen Beteiligungsformat zur Erstellung des IKSK nannten mit weitem Abstand die meisten Menschen den Erhalt und die Zunahme von öffentlichen Grünflächen als die Maßnahmen, die ihnen für den Klimaschutz am wichtigsten sind! (vgl. Online-Ideenkarte zum Klimaschutzkonzept, Integriertes Klimaschutzgesetz, S. 68 u. 69)


Verehrte Frau Bürgermeisterin Rutenkröger, verehrter Herr Schuster, verehrte Ratsmitglieder,

das Klimaschutzkonzept hat das Ziel, die öffentlichen Grünflächen zu erhalten und aufzuwerten. Bünder Bürger*innen wollen es! Mit einer Bebauung der Grünanlage am Feldmarkfriedhof nehmen sie nicht nur Friedhofsbesucher*innen, Anwohner*innen, Bewohner*innen umliegender Mehrfamilienhäuser und den alten Menschen des Pflegeheims ein großes Stück Lebensqualität! Die Auswirkungen treffen alle Einwohner*innen!

Hören Sie auf ihre Bürger*innen und stehen Sie zu Ihren Worten. Die Bäume in Bünde gehören geschützt, nicht gefällt!

Die Stadt muss hier mit gutem Beispiel voran gehen, ihre Baumschutzsatzung ernst nehmen und konsequent den Erhalt ihrer öffentlichen Grünflächen sicherstellen!

Wir fordern Transparenz, Offenheit und eine lebendige Diskussion im Hinblick auf die Zukunft der Grünanlage. Das ist gelebte Demokratie und erhöht die Akzeptanz in der Bevölkerung.

Wir erwarten eine zeitnahe öffentliche Darstellung des Sach- und Diskussionsstandes.


Weitere NABU-Protestaktion auf der Grünfläche am Feldmarkfriedhof

Am 25. November 2023 haben wir für den Erhalt der Grünfläche am Feldmark-Friedhof protestiert!

Um für den langfristigen Erhalt der ökologisch und sozial wertvollen Grünfläche haben wir ein weiteres Zeichen für den Erhalt der Fläche gesetzt. Rund 80 Bürgerinnen und Bürgern sind unserem Aufruf gefolgt. Friedhelm Diebrok und Klaudia Plooij haben in kurzen Reden noch einmal auf die vielfältigen wichtigen Funktionen der Fläche aufmerksam gemacht.

 

Anschließend haben wir einen Protestbaum, eine junge Wildkirsche, an den Rand der Fläche gepflanzt. Auch nach drei Monaten wächst sie weiter an und erinnert an die große Aufgabe, die Bäume besonders in Zukunft für uns Menschen haben werden. Ihre Botschaft ist: Bäume gehören geschützt, nicht gefällt!

Wir zeigen der Stadt Bünde die gelbe Karte. (Foto: M. Haselhorst)
Wir zeigen der Stadt Bünde die gelbe Karte. (Foto: M. Haselhorst)

Schon im Juli 2020 setzten wir uns gemeinsam mit vielen Bürger*innen für den Erhalt der Fläche und gegen ihre Bebauung ein. Jetzt gibt es Pläne, hier ein Feuerwehrgerätehaus zu bauen.
An unserer Meinung von damals hat sich nichts geändert. Wir fordern: Dies Grün muss bleiben! Unsere weiter unten stehenden Argumente für den Erhalt der Grünfläche gelten nach wie vor. Sie sind vor dem Hintergrund der Klimakrise und ihrer krassen Auswirkungen sogar noch dringender geworden. 
Nicht nachvollziehbar ist für uns, dass Politik und Verwaltung gegen ihre eigenen Ziele handeln wollen. 2021 hat der Rat der Stadt einstimmig für das Klimaschutzkonzept gestimmt. Damit hat er sich das Ziel gesetzt, öffentliches Grün als wichtigen Beitrag für die Klimaanpassung zu erhalten und weiter auszubauen.  
Wir fordern ein transparentes Verfahren für die Standortwahl des Feuerwehrgerätehauses, damit die Bürger*innennachvollziehen können, dass Für und Wider gegeneinander abgewogen werden.

 Ansichten der Grünfläche am Feldmark-Friedhof (Fotos: Hendrik Plooij)

Wogegen protestieren wir?

  1. Dagegen, dass eine 9000 m² große, öffentliche Grünfläche am Feldmark-Friedhof bebaut wird.
  2. Gegen fehlende Bürgernähe! Grünanlagen und Friedhöfe dienen der Allgemeinheit. Ihre Zukunft sollte in der breiten Öffentlichkeit diskutiert werden.

Um was für eine Grünfläche handelt es sich?

Zahlreiche alte und jüngere Bäume (Linden, Eichen, Weiden, Birken) stehen dort. Zur Herforder Straße wird die Fläche durch einen dichten, mehrere hundert Meter langen und 10 m breiten Gehölz-Streifen aus heimischen Sträuchern und Bäumen abgeschirmt. Eine große Rasenfläche ist von einem gepflegten Rundweg umgeben. Sie ist bereits jetzt ein Ort zum Begegnen, Spazierengehen und Erholen.

 

Die Grünfläche liegt mit einer Größe von 9000 m² im  Mittelfeld aller städtischen Grünflächen der Stadt Bünde. Sie unterscheidet sich optisch nicht von anderen Grünanlagen unserer Stadt, etwa dem Stadtgarten-Park.

 

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Grundstücks-Karte, Quelle Stadt Bünde.PD
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Warum ist diese Grünfläche zu wertvoll, um sie zu bebauen?

Sie ist gut für unser Stadtklima! Die Gehölze und sogar der Rasen regeln die bodennahe Temperatur herunter. Grünflächen sind mehrere Grad kühler als bebaute Flächen. Das ist besonders wichtig an heißen Sommertagen, wenn sich Gebäude, Straßen und Parkplätze extrem und langanhaltend aufheizen.

 

Sie verändert langfristig das Lebensumfeld und die Wohnqualität!

 

Dort leben Feldhasen, Fledermäuse, zahlreiche Vogelarten (u.a. Eulen) und viele andere Tiere. Welche es im Einzelnen sind wissen wir nicht, denn es gibt keine Erhebung.

 

Lediglich 1,2% (72 ha) der Fläche der Stadt Bünde sind öffentliche Grünflächen. Dazu gehören Parks und Friedhöfe. 37% (2.228 ha) sind Siedlungs- und Verkehrsfläche. Der Anteil der öffentlichen Grünflächen stieg von 2004 bis 2015 um 2 ha, der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche stieg um 120 ha.Lediglich 1,2% (72 ha) der Fläche der Stadt Bünde sind öffentliche Grünflächen. Dazu gehören Parks und Friedhöfe. 37% (2.228 ha) sind Siedlungs- und Verkehrsfläche. Der Anteil der öffentlichen Grünflächen stieg von 2004 bis 2015 um 2 ha, der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche stieg um 120 ha.

 

Wer profitiert von dieser Grünfläche?

Städtische Grünflächen werden nicht als Ersatz für den eigenen Garten angesehen, sondern haben eine eigenständige Funktion. Deshalb profitieren wir alle davon, unabhängig vom Einkommen und davon, wie wir wohnen.

 

Am meisten profitieren weniger mobile Bevölkerungs-gruppen, z.B. ältere und körperlich eingeschränkte Menschen. Die wohnungsnahe, barrierefreie Grünfläche am Feldmark-Friedhof können Bewohner*innen des dortigen Seniorenheims sogar zu Fuß erreichen. Die nächsten öffentlichen Grünflächen von hier aus sind der Stadtgarten-Park und der Doberg (beide ca. 1.500 m entfernt).

 

2040 werden in Bünde voraussichtlich 70% aller Einwohner*innen über 65 Jahre alt sein. Die Einwohnerzahl wird deutlich sinken. (Quelle: ISEK- Innenstadtentwicklungskonzept Bünde 2019).

 

Wie war das 2020? Wer hat sich wann für die Bebauung der Grünfläche entschieden?

Die entscheidende Ratssitzung fand am 30.3.17 statt. Abstimmung: 38 Ja-Stimmen, 1 Stimmenthaltung. Zuvor hatten bereits alle Mitglieder des Planungs-ausschusses der Bebauung zugestimmt. Seit diesem Datum besteht der Beschluss zur Einleitung eines Bebauungsplan-Verfahrens (Aufstellungsbeschluss). In der Beschlussvorlage 67/2017 heißt es „Die Grundstücke … sollen als Baugebiet für den sozialen Wohnungsbau entwickelt werden".

 

Der Rat der Stadt Bünde durfte bei seiner Entscheidung pro Bebauung davon ausgehen, dass dort überwiegend Sozialwohnungen entstehen. In den laufenden Planungen ist jedoch nur noch von 20-30% die Rede. Das wären ca. 15 der geplanten 60 Wohneinheiten.

2020 entschied sich die Politik vor der letzten Kommunalwahl und auf Druck aus der Zivilgesellschaft mehrheitlich dafür, dass die Grünfläche nicht bebaut werden soll. Das Verfahren ruhte seitdem. Ein klares Bekenntnis der Politik für ihren dauerhaften Erhalt der Grünfläche als wohnortnahen Park hat es bislang nicht gegeben.

 

Wie äußern sich Fachleute zu Strategien im Umgang mit solchen Flächen ("Friedhofs-überhangflächen")?

Seit 2019 hat die Stadt Bünde unter anderem für den Feldmark-Friedhof einen Friedhofsentwicklungsplan.  Darin geht es u.a. um Flächen, bei denen man davon ausgeht, dass sie für Bestattungen nicht mehr gebraucht werden. Martin Venne, Mitinhaber des Büros PlanRat, das den Bünder Plan erstellt hat, und Fachmann auf dem Gebiet schreibt in seinem Bericht "Strategien im Umgang mit Friedhofsüberhangflächen"

"Anfangs stellten ungenutzte Friedhofsflächen lediglich ein Pflege- und Finanzierungsproblem dar, inzwischen werden vor allem in Städten mit hohen Bodenpreisen Vorbereitungen zur Schließung, Entwidmung und zur Vermarktung dieser Flächen als Bauland getroffen. In diesem Fall geht es nicht mehr allein um den bereits vielfach diskutierten Verlust der Friedhofs- und Bestattungskultur, sondern um einen Einschnitt bei der Lebensqualität in den Städten. Denn gerade in hoch verdichteten Städten tragen Friedhöfe in besonderer Weise zur Verbesserung des Stadtklimas bei, dienen der Erholung und sind daher für die Umwelt- und Gesundheitsvorsorge sehr wertvoll.

 

Weiter schreibt er darin über Friedhofsflächen, die nie belegt gewesen sind:

"Hierbei sollte jedoch genau geprüft werden, ob der Wert dieser Flächen für die kommunale Umwelt- und Gesundheitsvorsorge nicht höher zu bewerten ist als eine Vermarktung und Bebauung. Diese Prüfung ist letzlich Aufgabe der Bauleitplanung."

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Venne_PlanRat_Strategien im Umgang mit F
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Welche Alternativen zur Bebauung wären denkbar?

  • Langfristige Nutzung als Parkanlage mit
             Bänken für einen erholsamen Aufenthalt.

  • Anlage pflegeleichter Blühwiesen und Infotafeln
            für die Umweltbildung
  • Alternative Bestattungsformen
            (z.B. Baumbestattungen - „Tree of life“)

Wie ist der Stand im Herbst 2023:

Die Grünfläche ist in Politik und Verwaltung für den Bau eines Feuerwehrgerätehauses im Gespräch. Unser Protest richtet sich nicht gegen die Feuerwehr, sondern ausschließlich gegen den Standort!



Presseberichte zum NABU-Protest


Bürger*innen nehmen Stellung

Petra Bokel meint:

"Da werden in Städten und Kommunen Gremien gebildet, Klimaschutzkonzepte erstellt, Klimamanager ernannt, Experten herangezogen, mit was für einem Ziel? Den Klimawandel aufzuhalten, die Städte grüner zu gestalten, damit Mensch und Tier in der Hitze und Trockenheit wie in den letzten zwei Sommern etwas Kühle bekommen und die Luft sauberer wird. Wie bekommt man das hin? Man sucht Flächen im Stadtgebiet zur Begrünung, kauft und pflanzt Bäume, bestückt sie mit Wassersäcken, damit sie anwachsen und sich verwurzeln, denn sie sollen ja irgendwann, wenn sie groß sind ihren Job für uns erledigen. Sauerstoff produzieren, bis zu 1.200 l pro Stunde (entspricht etwa der Atemluft für zehn Menschen), 2,4 kg CO2 in der Stunde verarbeiten, bis zu 400 l Wasser am Tag verdunsten und mehr als 1.000 kg Staub pro Jahr binden (aus „Planet Wissen“).

Man plant Grünflächen und Erholungsparks für Menschen zum Verweilen und will Lebensraum schaffen für Insekten, Vögel, Schmetterlinge. Man hat herausgefunden, dass das wichtig ist. Saubere Luft für die Gesundheit, (das hat sogar der EuGH als „Recht auf saubere Luft“ bestätigt) und Bestäubung für die Erzeugung unserer Lebensmittel oder zusammengefasst: Biodiversität für ein funktionierendes Ökosystem. Und wie ist das in Bünde? Da gibt es schon ein solch traumhaftes Areal, am Feldmark-Friedhof, mitten in der Stadt, fix und fertig angelegt mit vielen alten großen Bäumen, Stauden, Grünflächen mit zahlreichen darin lebenden Tieren. Und was haben die Bünder Verantwortlichen damit vor? Sie wollen es abholzen und zubetonieren und 60 Wohnungen darauf bauen. Ist das klug, sinnvoll, zielführend? Ich finde nicht. Sicher, es werden Flächen für Wohnungsbau benötigt aber in Anbetracht des Klimawandels ist die Vernichtung solcher Biotope sicherlich der falsche Ansatz."

 

Siegfried Thüte meint:

"Ich begrüße den Antrag der Grünen, den Bebauungsplan Gemarkung Bünde Nr. 42, zwischen Herforder
Straße und Feldmarkfriedhof, erneut im Stadtrat zu behandeln.
Der Rat hat sich seine Entscheidung für die Wohnbebauung sicher nicht leicht gemacht und auch das Für
und Wider wohl abgewogen.
Ich denke aber auch, dass veränderte Rahmenbedingungen zu berücksichtigen sind und folglich der Rat,
zum Wohle der Stadt und seiner Bürger, seine damalige Entscheidung noch einmal überprüfen sollte.
Folgende Rahmenbedingungen haben sich geändert:
• Der Zuzug und die Zuweisung von geflüchteten Menschen nach der Flüchtlingskrise 2015 führte
   zu einer erhöhten Nachfrage nach geeignetem Wohnraum. Der Rat suchte nach einer schnellen
   Lösung und beschloss daher vorhandenen städtischen Grund, im beschleunigten Verfahren, für
   sozialen Wohnungsbau zu nutzen. Seit dem Jahr 2019 ist die Einwohnerzahl in Bünde aber wieder
   rückläufig.
• Seit dem Beschluss sind drei Jahre ins Land gezogen. Offensichtlich war der Bedarf nicht so
   dringend wie angenommen, da bis heute noch kein Termin für die Verwirklichung des
   Bebauungsplans feststeht. Ist unter den vorgenannten Tatsachen noch ein beschleunigtes
   Verfahren gerechtfertigt?
• Grundsätzlich war der Klimawandel zwar auch schon im Jahr 2017 bekannt, allerdings
   waren die Auswirkungen in und für Bünde zur Zeit der Beschlussfassung noch nicht so ersichtlich
   wie heute. Seit dem Jahr 2017 verzeichnen wir in Bünde neue Temperaturrekorde und einen
   erheblichen Rückgang der Niederschlagsmengen, so dass wir von Dürrejahren sprechen. Von
   prognostizierten Starkregenfällen blieben wir bisher, glücklicherweise, noch verschont.
• Im Beschluss von 2017 ist nur die Rede von sozialem Wohnungsbau. Nach heutigem
   Kenntnisstand soll nur noch ein Bruchteil der Wohnungen (etwa 15 von 60 Wohnungen?) dem
   sozialen Wohnungsbau dienen.
Unter diesen Aspekten ist es geradezu fahrlässig über 9.000 m² Grünfläche zu vernichten.
Auch eventuelle Ausgleichsflächen (Wo sollten sie entstehen?) bieten keine vergleichbare Biomasse zur
Verbesserung des Mikroklimas in der Innenstadt und der Erholung der Anwohner.
Es gibt Alternativen zur Wohnbebauung in der Feldmark. Zum Beispiel das Projekt „OptiWohn“,
www.wohnen-optimieren.de gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Auch der Umweltbeirat der Stadt Bünde hat in seiner Sitzung im März 2020 in seinen „Vorschlägen für
Klimaschutz in Bebauung in Bünde“ u.a. mehrgeschossige Bebauung bei Gewerbeobjekten gefordert.
Könnte bei den geplanten Erweiterungsbauten beim EDEKA-Markt und dem PENNY-Markt am Dreiländereck
nicht Wohnbebauung im ersten oder zweiten Obergeschoss eingeplant werden?
Ist es nicht an der Zeit umzudenken?
Natürlich erwarten wir gerade auch in der Politik Beständigkeit, aber ist es ein Fehler frühere
Entscheidungen zu überdenken und Fakten neu zu gewichten?
Konrad Adenauer sagte einmal: „Es kann mich doch niemand daran hindern, jeden Tag klüger zu
werden“ und Frau Merkel entschied sich nach der Katastrophe von Fukushima für eine Wende in der
Energiepolitik.
Solange noch kein Bagger tätig wurde sollte auch die Entscheidung über den Erhalt der Grünfläche oder
Wohnbebauung nicht in Stein gemeißelt sein."